2 Jahre auf dem Trail mit dem YT Enduro

Laurin Lehner

 · 05.05.2015

2 Jahre auf dem Trail mit dem YT EnduroFoto: Daniel Simon
2 Jahre auf dem Trail mit dem YT Enduro
Fast zwei Jahre lang fahren wir Bikes selten. Doch das YT gefiel uns so gut, dass wir es so schnell nicht wieder hergeben wollten. Dennoch war nicht alles Sonnenschein.
  2 Jahre im FREERIDE-Dauertest: das Enduro YT Wicked 650B Pro – Modell 2013Foto: Daniel Simon 2 Jahre im FREERIDE-Dauertest: das Enduro YT Wicked 650B Pro – Modell 2013

Mein Kumpel Alex warnt mich gerne. Vor schlechten Ärzten, schlampigen Automechanikern, der versäumten Steuererklärung und natürlich vor Schnäppchen: "Tank Super Plus, keine H&M-Billig-T-Shirts, spar auf ’ne Ducati 966!" – das ist Alex. Als ich mir das YT "Wicked" zulegen wollte, schüttelte Alex nur den Kopf. "Ein Versender-Bike, die taugen doch nix!" Doch so oft Alex auch richtig liegt, von Bikes hat er keine Ahnung.

Ich musste nur einen schnellen Blick auf das "Wicked Pro" werfen und wusste: An dem Bike sind nur Top-Parts verbaut. Die edlen BOS-Federelemente flirteten regelrecht mit mir. Und das zu dem Kampfpreis! Dennoch: Ausstattung ist nicht alles. Geometrie und Handling müssen stimmen, damit ein Bike zum Superbike wird – da hilft auch kein "Von und Zu" auf dem Namensschild. Zwei Dinge irritierten mich am YT. Erstens: 650 B. Zu dem Zeitpunkt hatte ich die größeren Walzen noch nicht ausprobiert. Zweitens: Die damals noch sehr neue "XX1"-Gruppe mit Einfachkettenblatt. Ob ich damit auch die steilen Alpengipfel in meiner Umgebung nach oben komme, ohne mir ein Blutgerinsel in die Schläfen zu pressen? Mein Motto: "Test ride, then decide!" Also meldete ich mich beim Specialized-Enduro-Rennen am Gardasee an.

Jeder, der den Lago kennt, weiß: Da geht es sacksteil bergauf. Und? Tatsächlich: Ich kam hoch – überraschend geschmeidig sogar. Das will was heißen, denn a) waren es weit über 1000 Höhenmeter, und b) bin ich konditionell eher mit Dicken vergleichbar (warum eigentlich?). Dennoch schnurrte das YT mit seinem 75er-Sitzwinkel und den wippberuhigten Federelementen willig bergauf. Und dann ging es endlich runter: Yeehaa! Ich war auf die großen Laufräder gespannt. Würde ich was merken? Im ersten Moment dachte ich: Wow, die walzen ja überall drüber, fantastisch! Im zweiten Moment: Bin ich da nicht schon mit meinen 26ern problemlos drübergepanzert? Irgendwann war’s mir wurscht. Fest steht: Bergab ist das YT ’ne Macht – und darauf kommt es mir vor allem an. Durch die abfahrtsorientierte Geo, den flachen 65er-Lenkwinkel und die Nehmerqualitäten der Federelemente flubbert es wie ein Mini-Downhiller durch noch so fieses Geröll. Mit 14,2 Kilo (inklusive Pedale) lässt es sich auch spaßig über die Hometrails peitschen.

Der breite Einsatzbereich taugt mir: Epic-Rides in den Alpen, die Feierabend­runde entlang der Isar oder gelegentliche Bikepark-Missionen – geht alles! Nach einem Jahr muckten die Laufräder. Zu viele stumpfe Drops und auf einmal eierten die E-Thirteen "TRS+" und ließen sich nicht mehr zentrieren. Sie wurden gegen die 2015er-Modelle ausgetauscht. Dann klonkte die Gabel, doch jedes Mal, wenn ich sie einschicken wollte, verschwand das Geräusch. Egal, die Performance litt nicht darunter – nur die Nerven. Daran sägte auch das "XX1"-Tretlager mit seinem Knacken. Schnell raus damit. Und der Rahmen? Der zeigte sich unbeeindruckt.


FAZIT: Das YT "Wicked Pro" besticht mit einem breiten Einsatzbereich. Die abfahrtsorien­tierte Geo hat auf Anhieb gefallen. Das Superenduro ist genau nach meinem Geschmack – ich würde es auch noch paar Jährchen weiterfahren!


PLUS Fahrwerk, Ausstattung, Preis
MINUS Laufräder


Testzeit: 2 Jahre (Modell 2013)
Gewicht: 13,9 Kilo (ohne Pedale)
Preis: ab 2999 Euro
Info: www.yt-industries.com

Meistgelesen in der Rubrik Fahrräder