Trek Slash 9

Dimitri Lehner

 · 05.12.2011

Trek Slash 9Foto: Colin Stewart
Trek Slash 9
Mit dem „Slash“ bringt Trek 2012 ein Superenduro, das sehr an das 2008er-„Remedy“ erinnert. Das hatte damals mit seiner Freeride-Geometrie Bestnoten abgeräumt. Wir haben das neue „Slash“ zum Schlagabtausch mit dem alten „Remedy“ antreten lassen.
  Wohlfühl-Geometrie, potentes Fahrwerk und Spritzigkeit – Attribute, die das „Slash“ zum sprungverliebten Bikeparkpartner machen – vorausgesetzt die Strecken sind schön flowig. Hier liebkost Chris Schleker das Remedy auf der Jumpline am Geißkopf.Foto: Colin Stewart Wohlfühl-Geometrie, potentes Fahrwerk und Spritzigkeit – Attribute, die das „Slash“ zum sprungverliebten Bikeparkpartner machen – vorausgesetzt die Strecken sind schön flowig. Hier liebkost Chris Schleker das Remedy auf der Jumpline am Geißkopf.

Back to the roots? Als wir das neue "Slash" sahen, fühlten wir uns sehr an 2008 erinnert. Damals hatte Trek das "Remedy" erstmalig präsentiert, ein sehr konsequentes Enduro-Bike, das in unseren Tests die begehrte 10-Punkte-Supernote errang und durch seine freeride-orientierte Geometrie die Gunst der FREERIDE-Tester im Sturm eroberte. Leider veränderten die Amis das Bike im Folgejahr aus uns unerfindlichen Gründen. "Dem ‚Remedy‘ wurden die Eier abgeschnitten", witzelte ein Tester über das 2009er-Modell, denn es war mit einem steileren Lenkwinkel und reduzierten Federwegen ausgestattet – mit einem Mal war es ein Allmountain-Bike. Vom aggressiven Charakter des 2008er-Modells war nichts mehr zu spüren. Warum ein Erfolgsmodell mit Bestnoten gleich wieder verwerfen? Wir rätselten. Ein neues Bike sollte das "Remedy" ersetzen, das "Scratch Air". Doch das "Scratch" gefiel uns bei weitem nicht so gut und traf auch nicht wirklich den Einsatzzweck. Es war zu schwer und gedrungen für effektives Bergauf-Radeln, die Geometrie nicht wirklich ausgewogen und auch im Handling dem 2008er-"Remedy" unterlegen.

  Trek Slash 9Foto: Colin Stewart Trek Slash 9

2012 jetzt wieder ein abrupter Kurswechsel: Das "Scratch" wird eingestellt, dafür gibt es das "Slash" – und das ähnelt wiederum dem "Remedy 08". Ein Schritt zurück? Der erste Blick lässt das vermuten, doch beim genauen Hinsehen sieht man Unterschiede: Der Steuerkopf des "Slash" wirkt massiver und auch die Sitzrohrabstützung wurde wuchtiger konstruiert. Die Rahmenverstärkungen drücken natürlich auf die Waage. Wog der "Remedy"-08er-Rahmen nur 2597 Gramm, bringt’s das "Slash" auf 3110 Gramm, also über ein halbes Kilo mehr.

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  Trek Slash 9Foto: Colin Stewart Trek Slash 9

Ein Blick auf die Geometrie-Daten zeigt, dass hier die Änderungen zart ausfallen. Dennoch trimmten die Trek-Ingenieure das "Slash" mehr auf New-School. Also: flacherer Lenkwinkel für mehr Laufruhe, steilerer Sitzwinkel für bessere Uphill Leistung, das Tretlager wurde weiter hinten positioniert und der Reachwert verlängert (419 Millimeter gegenüber 386 beim "Remedy"). Der gravierendste Unterschied wurde allerdings erst auf dem Prüfstand deutlich: Quetschte das "Remedy ’08" nur 157 Millimeter aus dem damals verbauten Fox "RP 23"-Dämpfer, so zeigt das neue "Slash" mit 168 deutlich mehr Potenz. Kurzum: Man könnte das "Slash" als ein aufgebohrtes "Remedy 2008" mit Update-Geometrie und robusterem Rahmen bezeichnen.

  Trek Slash 9Foto: Colin Stewart Trek Slash 9

Wir testeten mit dem "Slash 9" das High-End-Modell für unglaubliche 5.499 Euro. Für den Rekordpreis gibt es edelste Parts wie die Kaschima-beschichteten Fox-Federelemente. Besonderes Augenmerk legte Trek auf den Dämpfer. Er wurde speziell auf das "Slash" abgestimmt. Besonderheit: Eine interne zweite Luftkammer soll noch mehr Linearität im mittleren Federweg erzeugen. Sonst gibt’s wie damals schon das bewährte "Pro Pedal"-Hebelchen. Will man, dass der Hinterbau nicht wegsackt – auf schnellen Trailrides, beim Springen oder bergauf – legt man den blauen Hebel um. Vorne lässt sich die Gabel (farblich abgestimmt) schnell blockieren und natürlich für Geradeaus-Geblockere oder Uphills von 160 auf 120 Millimeter absenken. Auch die sonstige Ausstattung gibt keinen Grund zum Nörgeln.

  Alt gegen neu: Wir schickten das neue „Slash“ (rechts) gegen das alte „Remedy“ von 2008 ins Rennen. Trotz Ähnlichkeit überzeugt das „Slash“ mit seiner moderneren Geo und dem potenten Hinterbau.Foto: Colin Stewart Alt gegen neu: Wir schickten das neue „Slash“ (rechts) gegen das alte „Remedy“ von 2008 ins Rennen. Trotz Ähnlichkeit überzeugt das „Slash“ mit seiner moderneren Geo und dem potenten Hinterbau.

Für den Praxis-Check ließen wir das "Slash" gegen ein "Remedy" Trek "Slash 9" von 2008 antreten, das war allerdings mit 180-Millimeter-Gabel von BOS aufgerüstet worden. Auf dem Programm standen Bergtouren und Bikepark-Einsätze mit Drops und Sprüngen. Und wie fährt das "Slash" nun? Es ist wie ein richtiges Wohlfühl-Bike. Mit knapp 13,5 Kilo (mit Pedalen) beschleunigt es leichtfüßig, lässt sich flink in Turns drücken und mit wenig Armzug in die Luft ziehen. Das Fahrwerk arbeitet harmonisch. Besonders der Hinterbau wirkt satt. Er lässt sich auf zwei Einstellungen fahren.

Wir testeten in der freeridigeren Position mit tieferem Tretlager und flacherem Lenkwinkel. Mit dem effizienten Fahrwerk macht das "Slash" im Park viel Spaß. Besonders mit beruhigtem Dämpfer springt es agil und lässt sich angenehm durch die Luft schaukeln. Dafür ist es auch gedacht und freigegeben. Stimmig für Park-Einsätze: die Truvativ-Kettenführung (beim Testbike noch nicht montiert). Bei wirklich fiesen Strecken und bei stumpfen Drops stößt das "Slash" allerdings an Grenzen. Hier würde dem Bike auch eine 180er-Gabel sehr gut stehen.

  Spielzeug: Es ist leicht, es ist handlich – dem „Slash“ kann seinen Spieltrieb nicht austreiben. Also gut, dann verdrehen wir halt den Lenker; Spaß muss sein!Foto: Colin Stewart Spielzeug: Es ist leicht, es ist handlich – dem „Slash“ kann seinen Spieltrieb nicht austreiben. Also gut, dann verdrehen wir halt den Lenker; Spaß muss sein!

Im direkten Vergleich spürt man die Unterschiede zum 2008er-"Remedy" nur marginal. Bergauf treten sich beide Bikes angenehm. Bergab wirkt das "Slash" aufgrund seiner Geometrie (längerer Reach-Wert) und der kürzeren Gabel jedoch etwas moderner, es lenkt sich direkter und bringt mehr Druck aufs Vorderrad. Quirlig lässt sich das leichte "Slash" von einem Turn in den nächsten wiegen – super! Man spürt den zusätzlichen Federweg angenehm im Heck – das erzeugt Laufruhe. Dagegen wirkt das alte "Remedy" fast schon leicht old-schoolig.

Kurzum: Die Mission "Remedy reloaded" ist gelungen. Mit dem "Slash" hat Trek jetzt (wieder) ein sehr stimmiges Bike im Programm. Einzig der Preis schreckt ab. Doch das "Slash" wird in drei Modellen angeboten: "Slash 7" (3499 €), "Slash 8" (4499 €) und das getestete "Slash 9" (5499 €).

Fazit: Sehr gelungenes, parktaugliches Superenduro mit verspieltem Handling und potentem Fahrwerk – endlich ein würdiger Nachfolger für das Erfolgs-"Remedy" aus dem Jahr 2008.


HERSTELLERANGABEN


Größen: 15,5, 16,5, 17,5, 18,5, 20
Preis: 5.499 Euro
Gewicht: 13,8 kg (ohne Pedale)
Gabel: Fox "36 Talas Fit RIC QR20" (120-160 mm)
Dämpfer: Fox "Float DRCV RP3" (160 mm)


MESSDATEN


Lenkwinkel: 65,7°
Sitzwinkel: 74°
Oberrohr: 581 mm
Kettenstrebenlänge: 436 mm
Tretlagerhöhe: 357 mm


AUSSTATTUNG


Schaltung: Sram "X0"
Kurbel: Truvativ "XO"
Bremsen: Avid "XO"
Vorbau: Bontrager "Rhythm"
Sattelstütze: Rock Shox "Reverb"
Sattel: Bontrager "Evoke 3"
Laufräder Bontrager "Rhythm Elite"- Systemlaufradsatz
Reifen: Bontrager "XR4" 2.35

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