Test 2016Rockshox Lyrik 180

Dimitri Lehner

 · 17.04.2016

Test 2016: Rockshox Lyrik 180Foto: Sven Martin
Test 2016: Rockshox Lyrik 180
180er-Gabeln sind nicht tot. Das beweist die 2016er-Lyric von Rock­Shox. Ist sie die ideale Wahl für Freerider?
  Test 2016: Rockshox Lyrik 180Foto: Sven Martin Test 2016: Rockshox Lyrik 180

Die Totem ist definitiv tot. RockShox beerdigt mit der neuen Lyrik die Hoffnung der Freeride-Fans, die fette 180er-Forke könnte nochmal im zeitgemäßen Design zurückkommen. Auf den ersten Blick haben die Amis stattdessen einfach die Pike ein bisschen aufgeblasen: 35-Millimeter-Standrohre, 15-Millimeter-Achse und ein rabenschwarzes Chassis hier wie da. Aber das Casting der Lyrik ist doch sichtbar fetter: Die Brücke ist breiter und dicker, das Tauchrohr auf der Dämpferseite länger und die Krone massiger. 150 Gramm mehr Material stecken drin und erlauben bis zu 180 Millimeter Federweg. Eine kleine Boxxer soll die neue Gabel sein und keine große Pike. Dafür wurden vor allem die Lufteinheit und die Dämpfungskartusche angepasst: Eine größere Negativkammer und SKF-Dichtungen im Chargerdämpfer sollen das Ansprechverhalten verbessern. Analog zur Boxxer lässt sich die Zugstufeneinheit via Shims intern feintunen.

  Die 2016er Rockshox Lyrik 180Foto: Hersteller Die 2016er Rockshox Lyrik 180

Für die Testfahrt im französischen Retorten-Skiort Les deux Alpes stand uns ein Giant Reign zur Verfügung. Das traf sich gut, denn exakt dieses Bike haben wir im letzten Enduro-Test mit einer Pike zum Downhill-Sieger gekürt. Das heißt, wir kennen das Bike und seine Fahrleistungen gut. Die Lyrik benötigt aufgrund der größeren Negativluftkammer erstmal mehr Druck. Mit einem Token starten wir mit 70 Psi und 25 Prozent Sag. Die Pike fahren wir für den gleichen Sag mit etwa 60 Psi (Fahrergewicht 70 Kilo). Mit offener Low-Speed-Druckstufe geht’s los. Auf der ersten Abfahrt noch kein Boah-Ey-Erlebnis. Die Gabel ist sensibel und komfortabler als die kleinere Schwester, aber Downhill-Feeling stellt sich nicht ein, obwohl sich das stabilere Chassis positiv bemerkbar macht: In dem bremswelligen Trail mit zerbombten Anliegern hält die Gabel sauber die Linie. Wo eine Pike schon spüren lässt, dass sie im Grenzbereich bewegt wird, vermittelt die Lyrik mehr Sicherheit. Dafür geht die Gabel in unserem Grund-Set-up ungewöhnlich schnell durch den Hub und nutzt den Federweg schon bei mäßigem Tempo aus. Mehr Druckstufendämpfung (6 Klicks) macht sie deutlich aktiver, aber optimal ist das Set-up noch nicht.

Boxenstopp und zweiter Token rein, bei identischem Luftdruck. So geben wir uns und der Gabel die Abfahrt nach Venosc: Ein kilometerlanger Anliegertrail mit einigen Sprüngen und harten Kompressionen, Highspeed und hartem Anbremsen auf 1000 Tiefenmetern. Hier zeigt die Lyrik schon ziemlich viel Klasse. Das Reign liegt total ausgewogen – der sehr sensible Hinterbau passt perfekt zur Lyrik. Keine dicken Arme nach Kurve Nr. 96, keine angstgeweiteten Augen, wenn man mal wieder zu schnell auf den Anlieger zufliegt.

An Tag 2 der Testsession schieben wir einen dritten Token in die Luftkammer und erhöhen die Low-Speed-Compression auf 8 Klicks von ganz auf. Gleichzeitig reduzierten wir den Druck auf 63 Psi und hatten damit das ideale Set-up gefunden: In dieser Abstimmung arbeitet die Gabel nach wie vor sehr sensibel und komfortabel zu Beginn des Hubs und übertrumpft die Pike spürbar. Gleichzeitig steht sie aber genauso stabil im Federweg, sackt auch bei harten Bremsmanövern nicht weg und macht das Reign damit zum noch besseren Abfahrer. Schon mit den 170 Millimetern Hub scheint sie einer Fox 36 ebenbürtig. Zeitnah werden wir das direkte Duell starten, aber schon jetzt ist klar, dass RockShox mit der Lyrik eine sehr potente Gabel am Start hat, die auf Touren, im Endurorennen und im Bikepark gleichermaßen Sinn und Spaß macht.


Fazit: Die Totem ist tot. Das ist wohl so. Lässt man optische Vorlieben beiseite, ist die neue Lyrik ein würdevoller Ersatz und passt gut zwischen Pike und Boxxer ins Line-up der Marke.

  Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2015 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App Foto: Sven Martin Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2015 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App 

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