SchlaumeierLapierre Spicy Team im Test

Christian Schleker

 · 14.06.2016

Schlaumeier: Lapierre Spicy Team im TestFoto: Daniel Simon
Schlaumeier: Lapierre Spicy Team im Test
Lapierre baut das schlaueste Enduro der Welt: Es erkennt, wann die Federung blockiert, straff oder soft sein muss, und regelt alles selbst. Ein Traum. Theoretisch, sagt FREERIDE-Tester Chris Schleker.
  Test 2016: Lapierre Spicy TeamFoto: Daniel Simon Test 2016: Lapierre Spicy Team

Der Akku gibt schwache Rauchsignale von sich. Es brutzelt und knackt. Ich weiß mir nicht mehr zu helfen und reiße meinem Bike das Stromherz raus. Dann ist Ruhe. Einstein ist tot. Aber der Reihe nach: Das Lapierre Spicy mit Ei-Shock hat es mir schon länger angetan. Vor zwei Jahren überzeugte das Enduro mit sensationellem Handling und innovativem, elektronisch geregeltem Dämpfer-Set-up. Das zickte allerdings und war durch riesigen Computer am Vorbau und Lego-Akku statt Trinkflaschenhalter noch nicht das Gelbe vom Ei. Letzten Sommer kam Generation 2.0 und war gelungen: Super Handling und dazu mit überarbeitetem, dezenterem Ei-Shock-System und trinkflaschentauglicher Batterie.

Her damit! So ein Technologieträger als Langzeittest birgt Risiken. Schließlich wollte ich damit die Trans­provence 2014 angehen und die komplette 2015er EES-Serie mitfahren, inklusive Europameisterschaft. Alles Aktionen, bei denen technische Probleme besser nicht passieren. Aber auch ideale Testvoraussetzungen, denn wenn das Einstein-Bike so eine Saison durchhält, kann man mit Fug und Recht behaupten, dass es funktioniert. Bei der Ausstattung gab es vor dem ersten Renneinsatz bei der Transprovence kaum was zu tunen. Ich montierte eine Kettenführung (E13) und einen etwas höheren Lenker, sonst blieb alles Serie.

In den französischen Alpen tat das Lapierre problemlos seinen Dienst. Ein morgendlicher Systemschluckauf nach feuchter Nacht mit Minus­graden ließ mich aber kurz nervös werden: Ei-Shock schaltete wild hin und her. Mal zu, mal auf. Ein kleines Stoßgebet später war Ruhe und alles lief, als wäre nix gewesen. Und dabei blieb es bis zum erfolgreichen Abschluss der Transprovence: Das Spicy machte einen perfekten Job. Auch die Wintermonate hat es locker ausgehalten. Doch just vor dem ersten EES-Rennen in Punta Ala meldete sich Ei-Shock erneut: Plötzlich reagierte das System zwar noch auf Pedal-Input und blockierte, öffnete aber nicht mehr bei Schlägen auf die Gabel. Ferndiagnose von Lapierre: Defekt des Gabelsensors. Nach einer Woche kam ein Paket mit viel Ei-Shock-Kabelsalat. Zu spät fürs Rennen, aber gut. Die Reparatur war dann eine Herausforderung, denn das komplett zusammenhängende System wird vom Tretlager aus durchs Unterrohr verlegt. Ein Graus. Danach funktionierte die elektronische Dämpfungsverstellung wieder einwandfrei. Bis zur Schlammschlacht der Europameisterschaft. Da kam es zum Totalausfall. Wasser war in die Akkuhalterung eingedrungen. Es schmorte vor sich hin. Totalausfall. Einen erneuten Austausch sparte ich mir und fuhr ein letztes Rennen ohne Ei-Shock. Zum Glück funktioniert das Bike auch ohne Hirn gut.


Fazit: Das Bike ist super, das Ei-System aber leider nur theoretisch ein Fortschritt. Feuchtigkeit und Kabelbrüche machen es (noch) zu anfällig für den Endkunden ohne Teamsupport. Schade.


PLUS Geo und Fahrwerk, Ei-Shock – wenn‘s funktioniert
MINUS Ei-Shock funktioniert nicht zuverlässig


ALLGEMEINE INFOS


Vertrieb www.lapierre.com
Material / Größen Carbon/Alu S/M/L
Preis / Gewicht ohne Pedale 6599 Euro/13,3 kg


Messdaten


Federweg vorn /hinten 160 mm/150 mm
Reach / Stack 425 mm/601 mm
Lenk-Sitzrohrwinkel 66,5°/74°
Oberrohrlänge / Kettenstreben 601 mm/428 mm
Radstand / Tretlagerhöhe 1160 mm/340 mm


Legende zum Bild oben: FREERIDE-Tester Chris Schleker, wie er gerne durch die Feierabendrunde ballert: Helm (Specialized Dissident Carbon, 430 €), Goggle (100% Racecraft, 90 €), Baumwoll-Shirt (Raynec Ants, 43 €), Short (Alpinestar Drop Shorts, 114 €), leichte Gloves (Scott Superstitous LF, 55 €), Knieschoner (Scott Grenade Pro 2, 120 €). Schuhe (Five Ten Freerider VXi Elements, 125 €).

  Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 4/2015 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App Foto: Ale Di Lullo Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 4/2015 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App 

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