5 Big Bikes aus Carbon und Alu im Test

Dimitri Lehner

 · 21.04.2016

5 Big Bikes aus Carbon und Alu im TestFoto: Lars Scharl
5 Big Bikes aus Carbon und Alu im Test
Die Crème de la Crème unter den Big Bikes. Kosten – egal! Fünf Edelboliden. Sind die Superflitzer tatsächlich erste Sahne? Downhill-Worldcupper Johannes Fischbach half uns bei der Geschmacksprobe.
  Test 2015: Edle Big BikesFoto: Lars Scharl Test 2015: Edle Big Bikes

Kennt ihr das Gerücht, wie man angeblich das Internet sprengen kann? Man muss bei Google einfach "Google" eingeben und schon hängt sich der ganze virtuelle Kladderadatsch auf. So ähnlich ging es uns bei diesem Test. In unseren Köpfen erschien ein Rainbow-Wheel und drehte sich und drehte sich in seiner ganzen Regenbogen-Pracht – kein Ende ins Sicht. Auslöser war die erste Testfahrt. Wir knatterten gemeinsam die Downhill-Piste im Bikepark Spicak runter und interviewten uns unten am Lift gegenseitig. "Und wie ist deine Kiste?" "Geil, und deine?" "Auch geil! "Und deine?" "Sehr geil!" Wir Testfahrer standen dicht vorm System-Absturz – und das nach knapp 600 getesteten Bikes in 10 Jahren FREERIDE. Fünf Knaller-Big-Bikes für großes Geld hatten wir in den Bikepark gekarrt und sahen jetzt ein, dass wir unser Popometer auf die sensibelste Stufe stellen mussten, um hier noch Unterschiede herauszufahren. Doch das alleine reichte nicht. Zusätzlich verpflichteten wir unsere Race-Geheimwaffe Johannes Fischbach. Er sollte die Worldcup-Boliden als Worldcup-Racer und frisch gekürter Deutscher Downhill-Meister noch genauer einschätzen. Fischi ließ sich nicht lange bitten. Der Oberpfälzer ist immer heiß drauf, die Rennfeilen der Konkurrenz zu testen und zu sehen, welche Giftpfeile seine Gegner im Köcher stecken haben.


Diese Big Bikes findet Ihr im Test:

• Mondraker Summum Carbon Pro
• Scott Gambler 710
• Specialized Demo 8 S-Works (FREERIDE-Tipp: Top Score)
• Trek Session 9.9 DH (FREERIDE-Tipp: Top Score)
• YT Tues CF Pro (FREERIDE-Tipp: Preis/Leistung)

Mondraker Summum Carbon Pro, Modell 2015
Foto: Daniel Simon


Trend: Downhill-Racing

Momentan scheinen die Hersteller weltweit im Rennfieber. Freeride war gestern, jetzt wollen alle Downhill-
Bikes im Portfolio haben, am besten mit dazugehörigem Worldcup-Team. Dabei sind diese eigenwilligen Sparten-Bikes nicht jedermanns Sache. Nur die wenigsten von uns Amateur-Big-Bikern verfügen über das Können und den Speed, um diese Kisten artgerecht zu halten. Auch Radon-Konstrukteur Bodo Probst – selbst mit Worlcup-Team am Start – warnt: "Alle wollen jetzt Race, doch der Normalfahrer kommt mit so einem modernen Race-Downhiller gar nicht um die Kurve. Super flache Lenkwinkel und überlange Radstände können zur Spaßbremse für Bikepark-Freerider werden". Er vermutet, dass sich der momentane Race-Trend demnächst wieder mäßigen wird. Auch Fischi verblüfft uns mit seiner Aussage: "Ich kann hier gar nicht richtig testen!" Fischi meint die Downhill-Strecken in Bischofsmais und Spicak. "Worldcup-Tracks sind auf Vollgas ausgelegt, die Bikes auch – da brauch ich eine andere Strecke als diese langsamen, verwinkelten Old-School-Kurse!" Die Technik dieser Abfahrt-Boliden ist also kompromisslos auf Vollgas ausgelegt. Der Normalbiker dagegen stößt selten überhaupt in diese Geschwindigkeitsbereiche vor.

Speedcheck: die Ballerstrecke von Bozi Dar

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Race-Bikes brauchen einen Speedcheck. Den führt Fischi in Bozi Dar in Tschechien durch. Hier kennt er jeden Wurzelknoten beim Namen. Specialized und Trek können auf dieser Strecke besonders punkten, dicht dahinter Mondraker, Scott und als Schlusslicht YT. Zu ernst sollte man dieses Kriterium aus genannten Gründen aber nicht nehmen, sofern man ein Big Bike abseits der Jagd nach Sekunden sucht. "Das YT war zwar nicht das schnellste Bike und lag bei Highspeed etwas unruhiger als die Konkurrenz, dafür ist es eine Spaßmaschine. Das beste Bike für Spaß
im Park", sagt Fischi.


Die Bikes

Obwohl es sich um die Top-Modelle der Hersteller handelte, überraschten die Unterschiede. Scott stellte das einzige Rad aus Alu mit stattlichem Gewicht. Fast 3 Kilo trennten es vom superleichten Mondraker. Riesenunterschiede auch bei den Preisen. Über 8000 Euro für Trek, Specialized und Mondraker – während das YT in Edelausstattung gerade mal an der 4000-€-Grenze schrappt. Auf das Specialized mit seinen Stahlfederelementen schwangen wir uns nach einem Blitz-Set-up, andere Bikes, allen voran das Mondraker, benötigten eine intensivere Vorbereitung, bis man sich wohl fühlte. Erschreckend: Schon nach wenigen Test-Tagen lösten sich Speichen und verdengelten Laufräder (Specialized) oder stellten sich Gabeldefekte ein (Specialized).


FAZIT: Alle Bikes konnten sehr gute Noten einheimsen, ihre Charaktere sind aber recht unterschiedlich. Vom puren Racebike bis zum spaßigen Park-Big-Bike. Mit Specialized und Trek waren wir alle am schnellsten und sichersten unterwegs. Das YT punktete mit hohem Fun-Faktor zum Killerpreis.

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