3 Big Bikes bis 2500 Euro im Test

Dimitri Lehner

 · 18.01.2018

3 Big Bikes bis 2500 Euro im TestFoto: Wolfgang Watzke
3 Big Bikes bis 2500 Euro im Test
Wie günstig kann Big-Biken sein? Um das zu beantworten, scheuchten wir drei Preisbrecher durch Downhill-Tracks im Park. Und: Wir hatten für die günstigen Großkaliber eine ganz üble Überraschung parat.
  Downhill, Park, Stunts – fürs Grobe sind Big Bikes noch immer die beste Wahl, weil sicher und hart im Nehmen. Hier lässt Felix Buchfelder das Commencal fliegen.Foto: Wolfgang Watzke Downhill, Park, Stunts – fürs Grobe sind Big Bikes noch immer die beste Wahl, weil sicher und hart im Nehmen. Hier lässt Felix Buchfelder das Commencal fliegen.

So, jetzt lass’ ich den Panther raus!" Laurin sagt es mit diabolischem Unterton und schiebt die Seitentüre unseres Transporters auf. Wir grinsen alle und glotzen ins Innere des Auto, wo das schwarze Carbon-Bike wie ein Raubtier lauert. Seine Beute springt draußen rum wie ahnungslose Zieglein: unsere günstigen Big Bikes im Test mit ihren Sparfahrwerken und der hart kalkulierten Basisausstattung. Ja, jetzt wir wollen es alle wissen – und es macht uns eine diebische Freude, diesen ungleichen Kampf endlich zu starten. Denn in Dickenhausen Schönheitskönigin zu werden, ist das eine, gegen ein Supermodel anzutreten, das andere. Unser Supermodel heißt: Canyon Sender mit exklusivem Fox-Fahrwerk, gerade mal 16,2 Kilo schwer und mit 5000 Euro doppelt so teuer wie unsere Testbikes. Gerade hatte das Bike in Andorra bewiesen, dass es sogar Downhill-Worldcups gewinnen kann. "Ja, lass den Panther endlich raus!", fordere ich.


Den gesamten Test mit allen Ergebnissen zu diesen Big Bikes gibt's unten im Download-Bereich:

  • Commencal Furious Origin 650B
  • Propain Rage Comp
  • YT Tues AL
Commencal Furious Origin 650B
Foto: Daniel Simon


Warum ’ne dicke Kiste?

Dass ein Big Bike – trotz wachsender Federwege und Enduro-Hype – die ideale Wahl für Sprünge, Stunts, Drops und zornige Abfahrten ist, liegt auf der Hand: Kein anderes Bike bietet so viel Fahrsicherheit, Reserven und verzeiht so viele Fehler wie diese Federwegsriesen mit ihren Doppelbrückengabeln. 200-Millimeter-Fahrwerke, bullige Rahmen, robuste Laufräder mit zähen Drahtreifen – besser kann man den Widrigkeiten der Schwerkraft nicht trotzen. Damit sind Big Bikes die perfekte Wahl für Hobby-Freerider, die eben nicht die Skills eines Cam Zink oder Troy Brosnan besitzen und oft nur am Wochenende Zeit für ihren Sport finden. Und da wir alle nicht in Whistler wohnen und meist auch keine Bikeparks und Downhill-Strecken hinterm Haus haben, kommt ein Big Bike für die Mehrheit leider nur als Zweitrad in Frage, neben Enduro oder Trail-Bike. Daher die zentrale Frage unseres Tests: Wie teuer muss ein Big Bike sein? Reichen 2500 Euro oder kriege ich zu diesem Preis lediglich einen faulen Kompromiss? Die Big Bikes dieses Tests kommen alle von Versendern, denn die können wegen des fehlenden Zwischenhandels die kleinsten Preise abrufen. Dennoch: Auch die Versender können nicht hexen, daher verwundert es wenig, dass in allen Bikes einfache Federelemente stecken (Boxxer RC-Gabel und Kage-Dämpfer); nur Propain spendiert seinem Bike mit dem Dämpfer Vivid R2C ein Modell drüber. Im bisherigen Testverlauf hatten wir die drei Versender gegeneinander antreten lassen und glühten über die Parkstrecken in Serfaus/Österreich und Spicak/Tschechien, ob verspielter Jumptrail oder ruppigen Downhill-Track.

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Testers Alptraum

Alle drei Bikes parierten die Schläge, die der Trail austeilte, ähnlich gut, ließen sich willig über Sprünge schanzen und machten uns ähnlich viel Spaß. Es war zum Haareraufen! So sehr wir Commencal, Propain und YT durchs Gelände scheuchten, so oft wir die Bikes auch durchtauschten, um die Unterschiede prompt und möglichst direkt zu erfühlen – gravierende Leistungsunterschiede wollten sich nicht zeigen. Es war, als würden wir mit dem Strohhalm erst in der Cola schlürfen und unmittelbar danach in der Pepsi. Die eine etwas süßer, die andere vielleicht etwas fruchtiger – so war es auch mit unseren Testbikes. Charakterunterschiede ja, doch nichts, was eine bessere oder schlechtere Note gerechtfertigt hätte. Alle drei sind in unseren Augen sehr gut und für diesen Preis tatsächlich Kaufempfehlungen. Auffallend jedoch: Alle drei Bikes waren sehr laut. Da klapperte und rappelte es – das YT am lautesten; hier hatte der Hersteller den Kettenstrebenschutz vergessen. So was nervt und muss nicht sein. (Tipp: Mit etwas Tuning kriegt man die leise.)

Das Grande Finale des Tests und die größte Herausforderung war schließlich der ungleiche Kampf gegen das teure Canyon, unseren Panther. Oh ja, der Unterschied war sofort spürbar. Leise wie auf Samtpfoten huschte das Canyon Sender über den Trail. Das doppelt so teure Big Bike lag satter und komfortabler – es war zu erwarten. Doch das Massaker blieb aus; die Billigheimer schlugen sich tapfer. Auf den recht glatten Jumptrails waren die Unterschiede überraschend gering, erst bei Highspeed im ruppigen Downhill spielte der Luxus-Racer seine Stärke souverän aus, während man auf den Preisbrechern den Lenker gut festhalten und den fehlenden Komfort mit Körpereinsatz abfedern musste.


Fazit: 2500 Euro für so viel Fahrspaß und Performance? Kaum zu glauben. Die drei Schnäppchen-Big-Bikes haben uns viel Spaß gemacht und wir würden sie auch freiwillig den Rest der Saison fahren wollen.

  Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2017 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App Foto: GoPro,Brendan Fairclough Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2017 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App 

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