Krasse PistenTop 5 Worldcup Tracks

Jeanette Wunderl

 · 02.02.2017

Krasse Pisten: Top 5 Worldcup TracksFoto: Veranstalter
Krasse Pisten: Top 5 Worldcup Tracks
Downhill-Tracks: Die legendären Pisten dieser Welt - verraten von prominenten Worldcup-Racern - hier sind sie!
  Val di Sol: Bissiges Schlangengewühl: Stevie Smith prügelt sein Devinci Wilson durchs Wurzelmeer von Val di Sole (2015). Foto: Veranstalter Val di Sol: Bissiges Schlangengewühl: Stevie Smith prügelt sein Devinci Wilson durchs Wurzelmeer von Val di Sole (2015). 

Wir sprachen mit Worldcup-Racern, durchforsteten das Internet, kramten in alten Zeitschriften. Denn wir waren auf der Suche nach den legendärsten Downhill-Tracks aller Zeiten. Und das haben wir gefunden:


1. VAL DI SOLE (Italien - Foto oben)

Der Track ist wie ein Schlag ins Gesicht! Wer schon selbst dort war, weiß, dass es sogar zu Fuß eine Herausforderung ist, hier heil runterzukommen. Selbst bei trockenen Verhältnissen zählt die 2,2 Kilometer lange Strecke zu den technisch anspruchvollsten im Worldcup-Zirkus. Mittlerweile ist das "Tal der Sonne" fester Bestandteil des UCI-Rennkalenders. Dem Track wurde 2015 ein Facelift verpasst. Er startet zwar zahm, doch spätestens im Wald knüppelt er auf die Fahrer ein wie Hooligans auf ihre Opfer. Via Falllinie ackert die Strecke über zorniges Wurzelgewühl und durch Felsbrocken. Besonders gemein: Nur mit einem äußerst geschulten Auge findet man die flüssigste Linie ins Tal. Im September findet hier die Weltmeisterschaft statt. Ob die Racer deswegen schon schlecht schlafen? Ganz sicher!


• Charakter: steil, technisch, gnadenlos
• Länge / Höhenmeter: 2,2 km / 519 hm
• Legendärster Moment: 2008, Sam Hill hatte Weltmeister-Gold zum Greifen nahe, dann stürzte er in der letzten Kurve


Das sagen die Profis: "Eine echte Männer-Strecke" (Eliot Jackson) "Was ’ne Piste! Von oben bis unten fährst du am absoluten Limit!" (Johannes Fischbach)


Johannes Fischbach, Worldcup-Racer: "Für mich ist Val di Sole die härteste Abfahrt im Rennkalender. Ganz fies: Sie verändert sich ständig. Selbst während einem Renn-Wochenende. Wenn du hier nicht die passende Linie findest, spuckt dich der Track jenseits des Flatterbands wieder aus."

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  Johannes FischbachFoto: Oliver Soulas Johannes Fischbach


2. FORT WILLIAM (Schottland)

Wow! Kaum eine Worldcup-Abfahrt liegt in der Gunst der Fahrer so weit oben wie Fort William. Dabei ist die Abfahrt eine Tortur. "Wenn ich an Fort William denke, schmerzen mir die Hände", gesteht Worldcup-Rekordsieger Greg Minnaar (sechs Siege in Fort William). Der 6000-Seelen-Ort westlich der Schottischen Highlands (in dieser Gegend wurde auch Braveheart gedreht) ist bereits seit 2002 Teil des UCI-Rennkalenders. "Fort William zählt zu den brutalsten Abfahrten überhaupt", weiß auch Downhill-Urgestein Marcus Klausmann. In seinen Augen ist nur Mont-Sainte-Anne kraftraubender. Die Abfahrt startet mit einer langen, eher flachen Tretpassage – gewürzt mit tückischen Kurven (sie wurden kürzlich Gee Atherton zum Verhängnis). Später führt die Strecke in den Wald mit Wurzeln, Absätzen und regelrechten Stolperfallen. Doch es ist nicht nur die Strecke, die den Worldcup-Stopp so besonders macht. "Es ist die Kombi aus Strecke und Fans", verrät Downhill-Legende Fabien Barel. Nirgends werden Downhiller so gefeiert wie hier. Die Fans johlen, kreischen, schreien, lassen Motorsägen aufheulen – alles, um die Worldcup-Racer ins Ziel zu peitschen. Dieses Jahr sollen 25 000 Fans die Reise nach Schottland angetreten haben. Fort William ist die Nummer zwei der legendärsten Worldcup-Strecken aller Zeiten – einverstanden?


• Charakter: lang, physisch hart, tückisch
• Länge / Höhenmeter: 2,8 km / 555 hm
• Legendärster Moment: Steve Peat gewinnt 2005 vor heimischem Publikum mit Jubels-Euphorie.

  Fort William (Schottland): World­cupper wissen, wenn du hier bestehen willst, musst du fit sein. Marc Beaumont 2014 kurz vor dem Ziel-Sprint.Foto: Veranstalter Fort William (Schottland): World­cupper wissen, wenn du hier bestehen willst, musst du fit sein. Marc Beaumont 2014 kurz vor dem Ziel-Sprint.


Das sagen die Profis: "Die Stechmücken sind eine Plage, doch der Track und die Atmosphäre sind einzigartig" (Eliot Jackson) "Hier stecken mehr Steine im Track als auf jeder anderen Strecke" (Wyn Masters) "Fort William hat alles. Mehr muss man nicht sagen!" (Sam Blenkinsop)


Marcus Klausmann, Deutschlands Bester: "Fort William zieht dir den Stecker. Wer hier nicht 100 Prozent fit ist, kriegt keinen sauberen Run hin. Die Fans und die Atmosphäre krönen den Worldcup-Stopp. In Fort William werden Downhiller gefeiert wie Fußball-Stars – einzigartig!"

  Marcus KlausmannFoto: Veranstalter Marcus Klausmann


3. MONT-SAINTE-ANNE (Kanada)

Mont-Sainte-Anne ist eine der ältesten Worldcup-Strecken. Schon seit 1991 finden hier, 35 Kilometer nördlich von Quebec, Worldcups statt. Natürlich hat sich die Strecke über die Jahre verändert. Doch eins ist gleich geblieben: ihr fieser Charakter. Der Track ist grob und gewalttätig. Auf der gesamten Strecke lauern Felsen wie Tretminen auf ihre Opfer. Wenn es nach Race-Urgestein Marcus Klausmann geht, ist Mont-Saint-Anne der zornigste Worldcup-Track aller Zeiten, dabei klingt der Name so sanftmütig. "Überall Steine! Und wenn es geregnet hat, gleicht die Strecke einem ausgebombten Motocross-Track", erinnert sich Marcus, der 1996 das erste mal nach Mont-Sainte-Anne reiste. Besonders steil ist die Strecke nicht, doch gerade das macht den Racern das Leben schwer, denn sie müssen ihren Speed konservieren, um es durch die Rockgardens zu schaffen. Für Worldcup-Legende Greg Minnaar ist MSA etwas ganz Besonders: "Hier schlug ich 2001 Nico Vouilloz und holte mir den Titel!"


• Charakter:lang, verdammt lang, steinig, hart
• Länge / Höhenmeter: 2,9 km / 572 hm

  Mont-Sainte-Anne (Kanada): Quer durch die Felsen: Vier­einhalb Minuten brauchen die schnellsten Männer für die harte Abfahrt – damit ist Mont-Saint-Anne eine der längsten Downhill-Pisten.Foto: Veranstalter Mont-Sainte-Anne (Kanada): Quer durch die Felsen: Vier­einhalb Minuten brauchen die schnellsten Männer für die harte Abfahrt – damit ist Mont-Saint-Anne eine der längsten Downhill-Pisten.


Das sagen die Profis: "MSA zählt zu den legendärsten Strecken. Die Abfahrt ist lang und irre intensiv." (Fabien Barel) "MSA ist eine harte Strecke mit viel Vollgas-Geballere. Ich war jedesmal froh, wenn ich ohne Platten durchkam." (Guido Tschugg) "MSA fühlt sich an wie ein Motocross-Track. Zäh und hart – der Armpump ist höllisch!" (Bernardo Cruz)


Steffi Marth, Worldcup-Racerin: "Ich finde MSA megageil, weil nicht so steil, haha. Alle lieben diese Strecke. Es gibt tolle Sprünge, Vollgas-Passagen, tolle Kurven. Die Worldcups sind klasse organisiert und die Strecke gut gebaut. Nicht so eine Zitterpartie wie Lourdes!"

  Steffi MarthFoto: Nathan Hughes Steffi Marth


4. SCHLADMING (Österreich)

Eigentor: Die Bergbahnen vermasselten Schladming die weitere Downhill-Karriere. Eine neue Gondel sollte her, der Zielhang des Worldcup musste einer Tiefgarage weichen und schon war es geschehen: Der Abfahrtszirkus zog ein paar Täler weiter nach Leogang und blieb dort erstmal. So fand 2009 der letzte Worldcup in Schladming statt. Doch die Fahrer denken wehmütig an die alten Zeiten zurück, als Sam Hill den Worldcup dominierte und im damals revolutionären New-School-Stil mit durchschnittlich 56 km/h ins Tal glühte, Kurven schnitt und "Foot out, flat out" mit Riesenvorsprung die Rennen beendete. Schladming zählte schon immer zu den Lieblingen der Racer. "Wir bemühen uns auch, dass die Strecke so bleibt", sagt Peter Fernbach, Ex-Worldcupper und Streckenboss im Bikepark Schladming. Also: große Sprünge, Speedpassagen, Steilkurven. Nur der mörderische Steingarten wäre zu gefährlich – dieser Part ist im normalen Park-Betrieb gesperrt. Der Kult­status der Strecke fasziniert auch Filmemacher Clay Porter, der in Schladming Segmente für seinen neuen Film "Death Grip" drehen will.


• Charakter: Vollgas, weite Sprünge, krasse Kurven
• Länge / Höhenmeter: 2,5 km / 584 hm

  Schladming (Österreich): Alle wollen Schladming! Trotzdem findet man den Race-Track schon seit 2009 nicht mehr im UCI-Rennkalender. Leider – und ein Revival steht vorerst nicht an.Foto: Sven Martin Schladming (Österreich): Alle wollen Schladming! Trotzdem findet man den Race-Track schon seit 2009 nicht mehr im UCI-Rennkalender. Leider – und ein Revival steht vorerst nicht an.


Das sagen die Profis: "Schladming ist Hammer. Schade, dass hier kein Worldcup mehr stattfindet." (Johannes Fischbach) "Die Strecke ist geil flüssig und besitzt dennoch technische Herausforderungen." (Claudio Caluori) "Wir Fahrer waren immer voll begeistert von Schladming. Viele meiner Kumpels gehen dort regelmäßig fahren." (Guido Tschugg)


Brendan Fairclough, Whipper & Racer: "Schladming ist wie ein großer Moto-Track. Feste Erde, nicht zu viele Steine, gute Sprünge und Kurven, die halten, wenn man mit Vollgas reinglüht. Daher zählt Schladming zusammen mit Champéry zu den Favoriten unter den Fahrern!"

  Brendan FaircloughFoto: Sven Martin Brendan Fairclough


5. CHAMPERY (Schweiz)

Steil, steiler, Champéry. Hier haben sich Profis sogar schon beim Trackwalk Knochen gebrochen. Die Downhill-Strecke, mitten im Bike-Eldorado Portes du Soleil, gilt als steilste Worldcup-Strecke schlechthin. Der Worldcup in Champéry ist ein Klassiker, auch wenn der letzte Stopp eine Weile her ist. Zur WM 2011 traf sich die Downhill-Elite hier das letzte Mal. Jeder, der sich auch nur ein bisschen für Downhill interessiert, erinnert sich an Danny Harts Wunder-Run. Es hatte so sehr zu regnen begonnen, dass selbst die Besten mehr rutschten als fuhren. Sturzbäche gluckerten über Wurzeln und Steine, füllten Schlammlöcher und weichten den Boden zu einer Fango-Packung auf. Und dann kam Danny und bretterte durch den Schmodder, als hätte er die Matrix manipuliert. Böse Zungen behaupten, manche Worldcupperin hätte schon eine Verletzungen vorgetäuscht, nur um nicht starten zu müssen. Autsch!


• Charakter: vertikal, hart, tückisch
• Länge/Höhenmeter: 1,5 km / 581 hm
• Legendärster Moment: Danny Harts Regen-Run bei der WM 2011

  Champéry (Schweiz): Da staunte die Gravity-Szene: Danny Hart rauscht 2011 in Rekordzeit durchs Schlam(m)assel von Champéry und wird mit 12 Sekunden Vorsprung Weltmeister. Als er noch Nervenstärke für einen fetten Whip zeigt, wird Danny Hart "unsterblich" in der Downhill-Geschichte.Foto: Sven Martin Champéry (Schweiz): Da staunte die Gravity-Szene: Danny Hart rauscht 2011 in Rekordzeit durchs Schlam(m)assel von Champéry und wird mit 12 Sekunden Vorsprung Weltmeister. Als er noch Nervenstärke für einen fetten Whip zeigt, wird Danny Hart "unsterblich" in der Downhill-Geschichte.


Das sagen die Profis: "Gefahren bin ich hier noch nie, nur mal runtergelaufen. Das ist so steil, da wird dir schlecht!" (Steffi Marth) "Es mag steil sein, doch die Turns sind super. Da kannst du so richtig reinpressen und findest Halt. Mir macht’s auch im Regen Spaß!" (Brendan Fairclough)


Claudio Caluori, Worldcup-Moderator & Ex-Racer: "Der Downhill-Track ist die einzig fahrbare Variante auf dem ganzen Berg, alles andere ist senkrecht. Wir mussten sogar einen Fußweg anlegen, sonst wären die Fußgänger gar nicht runtergekommen. Die Fahrer lieben Champéry, denn hier müssen sie nicht treten – das besorgt die Schwerkraft."

  Claudio CaluoriFoto: Hansueli Spitznagel Claudio Caluori  Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2016 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App Foto: Christoph Laue Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 3/2016 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App 

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