Diese 6 Bikeparks sollte man besucht haben

Jeanette Wunderl

 · 05.02.2017

Diese 6 Bikeparks sollte man besucht habenFoto: Veranstalter
Diese 6 Bikeparks sollte man besucht haben
Die FREERIDE-Kontrolleure rückten abermals aus – zum Bikepark-Test Teil 5. Wo lohnt der Ticketkauf? Wo lauern Stolperfallen und Frust? Wir haben sechs Parks geprüft und sagen euch, was Sache ist!
  Airtime – das ist, was sich die meisten Parkbesucher wünschen. Idealerweise wollen sie das berauschende Gefühl möglichst gefahrlos erleben. Hier ein nicht ganz leichter Double auf dem Trail Tschack Norris im Brandnertal.Foto: Veranstalter Airtime – das ist, was sich die meisten Parkbesucher wünschen. Idealerweise wollen sie das berauschende Gefühl möglichst gefahrlos erleben. Hier ein nicht ganz leichter Double auf dem Trail Tschack Norris im Brandnertal.

Nestbeschmutzer, Schlechtmacher, Totschreiber: Als Bikepark-Tester müssen wir uns so manche Beschimpfung anhören. "Freut euch über das Trail-Angebot, statt die mühe­volle Arbeit der Parkbauer zu kritisieren", fordern viele. Ja, das kann man so sehen, nach dem Motto: besser ein schlechter Park als gar kein Park. Wir sehen es aber anders. Wir glauben, dass unser Sport durch mangelhafte Parks regelrecht ausgebremst wird. Zwar entstehen immer mehr Bikeparks und das Angebot ist sicherlich besser denn je, doch noch immer bleibt es weit hinter den Möglichkeiten zurück – leider.

"Wenn ihr wüsstet, gegen welche Widerstände wir ankämpfen müssen", jammern die Parkbetreiber. Strenge Umweltauflagen, zu steiles Gelände, fehlendes Geld, zornige Landbesitzer: Parkbetreiber haben es erwiesenermaßen schwer im dicht besiedelten Europa. Dennoch: Wer einen kommerziellen Park betreibt und für den Eintritt Geld verlangt, der muss es sich gefallen lassen, dass sein Angebot bewertet wird. Und diese Bewertungen fallen allgemein gesehen leider ziemlich bescheiden aus. Das ist schade, denn schlechte Parks haben Auswirkungen auf den gesamten Freeride-Sport. Gäbe es in Deutschland nur zehn Fußball-Plätze und die Hälfte davon wäre auf Sumpfwiesen angelegt, wäre es bitter um den deutschen Fußball bestellt – das wird jeder einsehen. Doch so sieht (etwas übertrieben natürlich) die Lage unserer Bikeparks aus. Ein Positiv-Beispiel zeigt, welche Effekte ein guter Park haben kann: Ein Großteil der Dirtjump-Elite kommt aus dem kleinen Kaff Aptos in Kalifornien. Warum? Hier bauten sich Freunde einen perfekten Jump-Spot. Die idealen Trainingsbedingungen produzierten Top-Athleten wie Greg Watts, die Brüder McCaul, Jamie Goldman, R-Dog etc. Kurzum: Will sich der Freeride-Sport weiterentwickeln, brauchen wir Bikeparks, die gute Trainingsmöglichkeit bieten. Wenn die Anfahrt zum Drop eines

Meistgelesene Artikel

1

2

3

4

5

6

Natur-Trails Haken schlägt und rumpelt, der Absprung undefiniert und die Landung schmal und flach ist, kann man das nicht ändern – im Bikepark dagegen will der Besucher Idealbedingungen: breite, gerade Anfahrten, passende Abmessungen und eine weite, steile Landung.

Unser Appell: Liebe Trailbauer, macht es den Besuchern leicht, nicht unnötig schwer. Tom Pro, Trailbau-Chef aus Whistler und die unbestrittene Koryphäe in Sachen Bikepark-Bau formuliert es so: "Ein Park-Trail ist dann gut gebaut, wenn du ihn ungesehen fahren kannst. Der Trail sollte dich so beschleunigen, dass du alle Sprünge schaffst, ohne dich irgendwo aufzuhängen und ohne, dass du voll in die Bremse gehen musst!" Bei uns ist das leider nur in den seltensten Fällen möglich.


Laut unserer Online-Umfrage wünschten sich die FREE­RIDE-Leser folgende Stunts:
1. Step-up
2. Jumpline (mit 5 Table-Sprüngen)
3. Drop-Batterie (mit 4 Drops von 0,5 Meter bis 2 Meter)

Erstaunlicherweise bieten die wenigsten Parks diese Features. Besonders Step-ups und Table-Sprünge ermöglichen es Park-Einsteigern, sich ziemlich gefahrlos an die begehrte Airtime heranzutasten.

1. Table-Jumps - am besten als Step-up gebaut - lassen sich auch von Einsteigern gefahrlos springen. Wichtig: die Dimensionen müssen stimmen (hier im Brandnertal).
Foto: Veranstalter

Dass unsere Kritik etwas bewirken kann, beweist der Bikepark Samerberg in den Chiemgauer Bergen. Vor Jahren hatten wir seine Strecke bemängelt: riskante Drops, zu steile Wallrides, zu schwere Stunts. Die bayerischen Trailbauer nahmen die Kritik ernst, besserten nach und siehe da: Jetzt lässt sich die Strecke nicht nur flüssiger und gefahrloser fahren, sie macht auch viel mehr Bikern Spaß. Das Samerberg-Team steigerte zudem die Stunt-Dichte – ein weiteres Schlüsselkriterium für einen erfolgreichen Bikepark. Denn als Kunde will man bespaßt werden und erwartet möglichst viele Spielereien. Im Ideal­fall sollte jeder freie Platz für einen Boner Drop, einen Sprung oder Step-up genutzt werden. Pfiffig: In La Bresse stellten die Betreiber mobile Holz-Features auf, um ansonsten dröge Roll-Passagen aufzuwerten.

Ein Park sollte auch für jede Könnerstufe eine Abfahrt anbieten. Das ist besonders gut im Park La Bresse gelungen. Hier passen unserer Ansicht nach die Schwierigkeitsabstufungen Blau, Rot, Schwarz. Im Park Brandnertal dagegen liegen Blau und Rot zu dicht beisammen, dafür wurde die schwarze Abfahrt so rabenschwarz, dass sie nur wirklichen Könnern vorbehalten bleibt. Bei insgesamt nur drei Trails erscheint das wenig sinnvoll – als würde im Schwimmbad neben den Startklötzen nur ein 10-Meter-Turm stehen. Eine Handvoll Cracks freut sich über die Mutprobe, doch das Gros der Parkbesucher muss gefrustet zuschauen.

bike/M3921644Foto: FREERIDE Magazin


Wie gut ist der Bikepark? Worauf wir achten


Strecken mit Bespaßung:

Ideal sind mehrere Trails mit unterschiedlichem Charakter, zum Beispiel Flowtrail, Jumptrail, DH-Strecke. Erwünscht: spannende Features wie Kurvenwechsel, Anlieger, Wallrides, Step-ups, Table-Sprünge, Holzwellen, Steilabfahrten, Wurzelpassagen, Steinfelder – also möglichst viel Abwechslung und eine hohe Dichte an Spielereien. Bewährt: Strecken für jede Könnensstufe, wie Skigebiete es mit blauen, roten und schwarzen Pisten vormachen. Wichtig: Blau darf nicht langweilig bedeuten und Schwarz nicht gefährlich! Die Strecken müssen regelmäßig gewartet werden.


Rhythmus:

Der Trail sollte so angelegt sein, dass er sich flüssig und rhythmisch fahren lässt, ohne viel Bremserei und ohne lästiges Stop-and-Go. Stichwort: Flow – Fahrfluss!


Professionelle Bauweise:

Bikepark-Stunts sollen Spaß bringen und so sicher wie möglich sein, also: Table-Sprünge statt Doubles, Step-ups, breite, lange Absprünge, breite Landungen und so weiter. Wichtig: auf Gefahrenquellen hinweisen und gut ausschildern!


Schnelle Liftanlage:

Idealerweise ein Sessellift oder gar eine Gondel, um möglichst schnell wieder zum Trailstart zu kommen.

  Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 2/2016 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App Foto: Martin Söderström Diesen Artikel finden Sie in FREERIDE 2/2016 - das Heft können Sie hier bestellen > FREERIDE IOS App (iPad) FREERIDE Android App 

Meistgelesen in der Rubrik Touren