Die länge Flow-Country-Strecke Europas

Dimitri Lehner

 · 09.06.2015

Die länge Flow-Country-Strecke EuropasFoto: Nicolas Zangerle
Die länge Flow-Country-Strecke Europas
„Flow Country“ nennt sich das Geheimrezept. Es soll den Jedermann-Biker in die Parks locken und für Gravity-Biken begeistern. Gerade entstand in Kärnten die längste „Flow Country“-Strecke Europas.
  Petzen (Österreich): der längste Flow-Country-Trail EuropasFoto: Nicolas Zangerle Petzen (Österreich): der längste Flow-Country-Trail Europas

Die Idee: "Viel zu schwierig! Wir brauchen einfache Trails!" Die Worte klingen seltsam aus dem Mund von Extrembiker Hans "No Way" Rey. Doch der Wahl-Ami will erkannt haben, dass immer mehr Biker Lust auf Bikepark-Action kriegen, doch zu schnell überfordert sind. "Flow Country" nennt Hans Rey die Spaßgarantie für jedermann, die er gemeinsam mit Freund und Streckenbauer Diddie Schneider flächendeckend umsetzen will. Die Trails sollen Einsteigern sowie Könnern Spaß machen und möglichst viel Flow aufkommen lassen. Um die Bezeichnung vor Missbrauch zu schützen, ließen sich die zwei Erfinder den Begriff patentieren. "Der Name muss geschützt werden", sagt Hans Rey. "Zu oft wird das Wort Flow missbraucht und sorgt für Verwirrung und enttäuschte Gesichter unter Bikern!" Eine strenge Definition war den Erfindern wichtig, denn die Abfahrt muss ihrer Ansicht nach bestimmte Kriterien erfüllen. Der Trail darf nicht zu steil und nie gefährlich sein und soll mit geringer Wartung auskommen. Nach einem Test-Trail in Livigno baute Diddie Schneider im Bikepark am Geisskopf den ersten öffentlichen "Flow Country"-Trail und hatte damit großen Erfolg. Er mauserte sich schnell zum Highlight des Parks im Bayerischen Wald.

Rekordstrecke am Petzen: "Diddie, bau’ uns die längste ‚FlowCountry‘-Strecke Europas!", meinten nun die Verantwortlichen der Ferienregion Petzen in Kärnten, Österreich. Drei Jahre baggerte, shapte und schaufelte der Trailbau-Experte Schneider daraufhin und zog eine 12 Kilometer lange, bis zu 3 Meter breite Brechsandbahn durch den Wald. Der Trail ist gespickt mit Wellen und jeder Menge Kurven. Es gibt auch einige Table-Sprünge. Sie sind abgerundet und lassen sich gut überrollen – ideal für Anfänger. Wer hier allerdings springen will, braucht viel Armzug. Die Anlieger sind gut und sicher gebaut. Lediglich bei einer Kurve fiel uns ein etwas zu enger Radius auf. Anders als auf der "Flow Country"-Strecke in Bischofsmais entwickelt der Trail am Petzen richtig viel Speed – das macht die Abfahrt gerade für Fortgeschrittene reizvoll. Die Tageskarte kostet 29 Euro.

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Fazit: Der Name ist Programm – auf der "Flow Country"-Strecke am Petzen gibt es Flow-Erleben auf 12 Kilometern. Der Trail ist sicher und spaßig gebaut und wird damit eine breite Zielgruppe finden. Nach zwei, drei Abfahrten sehnten wir uns allerdings nach Abwechslung. Schade, dass Petzen so abgelegen ist. Für den Trail alleine würden wir die 4 Stunden Anfahrt (von München aus) nicht auf uns nehmen wollen.

  Diddie Schneider: Trailbauer und Miterfinder des "Flow Country"Foto: Paul Thiem Diddie Schneider: Trailbauer und Miterfinder des "Flow Country"


Interview mit Trailbauer Diddie Schneider: "Bergab mit Dauergrinsen!"


Wann bist du auf das Konzept "Flow Country" gekommen?
Vor etwa 4 Jahren erzählte mir Hans Rey seine Idee eines flowigen Trails, den jeder Biker mit Spaß und geringem Risiko fahren kann. Er nannte die Idee "Flow Country" und fragte mich, wie ein solcher Trail aussehen könnte.


Wie muss er denn aussehen?
Da darf es keine Drops, Steinstufen oder andere schwierigen Stellen geben. Spaßfaktor hoch, Risiko niedrig – das ist "Flow Country". Auch Familien und Kinder müssen gefahrlos fahren können.


Zu welchem Bike rätst du?
Ich fahre am liebsten mit einem 160er-Enduro. Ein Hardtail oder Big Bike gehen aber ebenso.


Die "Flow Country"-Strecke am Geisskopf ist sehr beliebt, jetzt hast du in Kärnten eine weitere gebaut. Warum gibt es erst so wenige "Flow Country"-Trails?
Es ist sehr aufwendig, solche Strecken zu bauen, will man keine Kompromisse machen. An der Strecke am Petzen habe ich acht Monate gebaut.


Das ist sicher nicht billig?
Nein, die "Flow Country"-Strecke am Geisskopf hat zum Beispiel um die 200 000 Euro gekostet.


Du bist als Trailbauer sehr gefragt, wie lange muss man warten, bis Diddie Schneider anrückt?
Ich bin ausgebucht. Wer jetzt einen Trail will, muss bis 2016 warten.


Wieviele kundige Trailbauer gibt es denn?
Nicht viele. In Europa eine Handvoll. Man muss wissen: Eine schwere Downhill-Strecke zu bauen, ist verhältnismäßig leicht, eine leichte Strecke dagegen sehr schwierig. Klingt komisch, ist aber so.


Ist Whister immer noch das Maß aller Dinge?
Ja, da gibt es in Europa noch immer nichts Vergleichbares.


Wo hast du selbst am meisten Spaß?
Ich bin ein Fan von "Flow Country", deswegen steht die Strecke am Petzen oben auf meiner Liste. 12 Kilometer lang hast du hier ein Dauergrinsen im Gesicht. Ein Riesenspaß. Sonst gefällt mir Finale Ligure – tolle Strecken, schönes Ambiente.


Musst du selbst durch die Bikeparks touren, um auf dem Laufenden zu bleiben?
Nein, das wird überschätzt. Die Physik ändert sich nicht. Eine gute Strecke von früher ist heute noch immer eine gute Strecke.


Wohin geht der Trend im Trailbau?
Wenn du als Bikepark-Betreiber wirtschaftlich denkst, wirst du Trails für jedermann bauen. Der Enduro-Hype lockt viele Leute in die Bikeparks, die noch nicht so gut fahren können. Diese ständig wachsende Zielgruppe will Spaß haben ohne hohes Risiko. Ich glaube, dass diese Zielgruppe in den nächsten Jahren noch wachsen wird.


Ich persönlich würde mir eher einen "Flow Country Plus" wünschen, einen Trail mit mehr Airtime. Was sagst du dazu?
Das höre ich oft und plane gerade eine solche Strecke am Geiss­kopf. Ich habe da meine Table-Line im Kopf, die vielen Spaß macht. Solche Sprünge will ich in den neuen Trail integrieren.

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