Ein Hauch von Whistler!

FREERIDE Magazin

 · 26.05.2014

Ein Hauch von Whistler!Foto: Laurin Lehner
Ein Hauch von Whistler!
Wo ist der Superpark? Diese Frage stellen wir uns seit Jahren und tingeln durch die Länder auf der Suche nach der idealen Bespaßung für Freerider. Diesmal besuchten wir Lac Blanc im Elsaß nahe Freiburg.
    Mutprobe: Das 5 Meter hohe Roadgap auf der Downhillstrecke „La Nuts“ ist der höchste Drop in Lac Blanc. Doch gut gebaut und daher smooth und spaßig!Foto: Laurin Lehner Mutprobe: Das 5 Meter hohe Roadgap auf der Downhillstrecke „La Nuts“ ist der höchste Drop in Lac Blanc. Doch gut gebaut und daher smooth und spaßig!

Im Drei-Ländereck (Deutschland, Schweiz, Frankreich) befindet sich der Bikepark Lac Blanc (1 Autotunde von Freiburg entfernt). Dieser Park erreichte bisher die höchste Punktzahl der von uns getesteten Parks (von insgesamt 26 Parks). Lac Blanc bettet sich in die Vogesen – ein Mittelgebirge mit mäßigem Gefälle. Ein schneller 6er-Sessellift mit sehr smartem Bike-Transport shuttelt zügig die 300 Höhenmeter nach oben, darin finden 4 Biker samt Rädern Platz. Großes Manko: Leider hat der Park bis auf wenige Ausnahmen nur am Wochenende offen – bei schönem Wetter bedeutet das lange Liftschlangen. Warum so viele hier fahren wollen, weiß der deutsche Serienmeister im Downhill Marcus Klausmann. "Lac Blanc ist richtig spaßig! Da kommen Parks wie Bad Wildbad oder Todtnau lange nicht ran. Vor allem kann man hier auch guten Gewissens Fahrtechnikkurse abhalten, da für jede Könnensstufe etwas dabei ist! "
23 € kostet die Tageskarte – ein fairer Preis wie wir finden. Restaurant, Bikeverleih, Ausrüstungsverleih, Shop – auch alles da!

    Spaßgarantie! Die lange Liftschlange beweist: So schlecht kann es hier nicht sein. Sie beweist aber auch: leider nur am Wochenende geöffnet!Foto: Laurin Lehner Spaßgarantie! Die lange Liftschlange beweist: So schlecht kann es hier nicht sein. Sie beweist aber auch: leider nur am Wochenende geöffnet!


DIE TRAILS

Tatsächlich hat es Lac Blanc geschafft, Trails in allen Schwierigkeitsgraden anzulegen und jede Abfahrt mit so viel Abwechslung zu gestalten, dass selbst die leichten Trails versierten Fahrern Spaß machen. Leicht bedeutet nicht langweilig, das haben die Trailbauer Lac Blancs verstanden. Wie Skipisten besitzen die gut ausgeschilderten Trails in Lac Blanc Farben: grün (= easy), blau, rot und schwarz. Insgesamt stehen sieben Strecken Hauptstrecken zur Auswahl. Sprich: Man ist eigentlich den ganzen Tag beschäftigt, alle Strecken zu checken. Angenehm: der gepresste Erdboden auf allen Trails.

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Zwei Beispiele:

Highlight des Parks ist zweifelsohne der rote Sprung-Trail "Le Fat". Es ist der meistbefahrenste Trail im Park und das nicht ohne Grund. Hier gibt es Airtime! Zirka zwei Meter breit kurvt er ins Tal und ist gespickt mit Sprüngen und Anliegern. Die Einzel-Drops bis etwa 2,5 Meter Höhe sind schön in den Trail integriert, gut gebaut und mit breiten, steilen Landungen ausgestattet. Vorsicht: Die Double-Sprünge sind nicht markiert. Also: erst angucken, um böse Überraschungen zu vermeiden. Im oberen Teil mündet der Trail zu einer Drop-Batterie. Drei Höhen bis 2,5 Meter. Die Landungslinien führen zu einer fast senkrechten Holzplatte – doch hier springt kaum jemand dagegen. Würde man die Platte etwas kippen sähe es sicher anders aus. Die meisten nutzen einen Absprung unter dem Wallride zum Hipjump. Lustig: der folgende weite Step-Up. Sehr schön: Die lange Sprung-Kombination weiter unten im Trail: Drop to Double to Step-Up-Hip to Table-Sprung. Hier ist immer was los. Gerne schieben Fahrer auch wieder hoch, um diese Gaudy gleich noch mal zu erleben. Will man den zirka 5 Meter weiten Table-Sprung komplett überspringen, muss man mit gut Zug drüber launchen und darf sich über den hohen Luftstand nicht erschrecken. Er ist sicher gebaut mit breiter Landung. Selbst bei etwas zögerlichem Absprung und anschließendem Casen gibt’s kaum Sturzgefahr! Die nächste Sprung-Kombi ist etwas anspruchsvoller. Zwei aufeinanderfolgende Doubles erfordern Entschlossenheit. Der erste ist einfach, beim zweiten geht bei der Anfahrt Speed verloren (weil enge Kurve), doch mit etwas Pop bei weniger Speed, schafft man es gut in den Landehügel. Der letzte Stunt in der roten Abfahrt ist ein Curved Wallride. Senkrecht, ohne Landungshügel. Wir haben niemanden gesehen, der sich den gegeben hat.
Versierte Parkfahrer können hier in die kurze Variante namens "R-Line" biegen. Sie beginnt mit einer Holzbohlen-Anfahrt, führt in einen Northshore-Anlieger mit Drop-Off, gefolgt von einem etwas kniffeligen Double. Jetzt taucht der Trail in eine Senke und erfordert Entschlossenheit. Man muss mit Zug ein Gap-Jump (als Hip gebaut) meistern, um genügend Wumms für den folgenden Step-Up zusammen zu kriegen. Die Rampe baut sich fast senkrecht vor dem Fahrer auf und man landet auf einem Plateau im Stillstand. Jetzt heißt es nochmal reintreten, um über ein Bach-Gap zu droppen. Zirka 3 Meter hoch, Landung (into blind) zwischen hohen Bäumen. Auch das erfordert etwas Entschlossenheit, passt aber gut.
Fazit: super! Dieser Trail könnte auch im Paradepark Whistler sein. Gut und sicher gebaut, hoher Fun-Faktor. "Le Fat" könnten wir den ganzen Tag lang fahren, ohne dass es fad werden würde. Wir können jedem Trailbauer nur raten, sich diesen Fun-Trail als Inspiration anzusehen. In den von uns getesteten Bikeparks wir nichts Vergleichbares gefunden!

Downhiller und Mosher kommen auf der DH-Abfahrt "La Nuts" auf ihre Kosten. Wurzeln, Steinbrocken, Geländestufen. Der Trail kurvt verwinkelt durch den hellen Wald und bietet jede Menge technische Herausforderungen. Teilweise ist das Gelände aber recht flach, zu flach für Vollgas-Fans. Da sind die Strecken am Geisskopf oder Spicak z.B. deutlich schneller. Nach einigen Kurven, Wurzelfeldern und Sprüngen trifft man auf den höchsten Drop des Parks, ein zirka 5 Meter hohes Roadgap. Aus einer Kurve raus fährt man auf die lange, waagrechte Holzleiter. Sie gibt gute Führung und befördert angenehm in die steile Landung. Unser Urteil: super gebaut! Der Aufprall ist hier aus 5 Metern Höhe weniger heftig als mancher 2-Meter-Drop mit Murckslandung. In den folgenden Steinfeldern will man die Linie gut treffen, um mit Schwung durchzukommen. Am Ende gibt es nochmal ein 3-Meter-Gap als Abschluß. Unser Urteil: Hauptsächlich die Sprünge machen den Trail attraktiv, die Abfahrt ist kurzweilig, aber jetzt nicht der Überhammer wie "Le Fat".


Fazit: Beim ersten Bikeparktest 2011 haben wir Lac Blanc 9 von 10 möglichen Punkten gegeben. Zu Recht! Wäre der Park auch unter der Woche auf, würden wir sogar noch einen halben Punkt drauf packen! An Lac Blanc können sich viele Parks ne Scheibe abschneiden. Schade, dass wir ihn in München nicht gleich ums Eck haben, wir wären ständig dort!

Auf Youtube findet ihr alle Trails als Videoclip. Mehr Info und Öffnungszeiten unter: http://www.lacblanc-bikepark.com

    Ausreisser: Der senkrechte Wallride auf der Super-Strecke „Le Fat“ ist murcks. Hier sieht man niemanden dran rumpeln, selbst wenn der Park rappel voll ist.Foto: Laurin Lehner Ausreisser: Der senkrechte Wallride auf der Super-Strecke „Le Fat“ ist murcks. Hier sieht man niemanden dran rumpeln, selbst wenn der Park rappel voll ist.
    Bespaßung: Auch auf den einfachen Trail bieten kleine Holz-Gimmicks Unterhaltung wie dieser Balance-Balken.Foto: Laurin Lehner Bespaßung: Auch auf den einfachen Trail bieten kleine Holz-Gimmicks Unterhaltung wie dieser Balance-Balken.

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